Wollten Sie nicht schon lange mal Ihrem Chef direkt und ohne Umschweife verkünden, was Sie in Wirklichkeit von ihm halten? Haben Sie in Gedanken Kollegen schon mal eine kräftige Ohrfeige verpasst oder ein Messer in den Rücken gejagt?
„Bandscheibenvorfall“ von Ingrid Lausund (2000 im Hamburger Schauspielhaus uraufgeführt) ist eine bitterböse Bürosatire und ein absurd-komischer Abgesang auf das menschliche Talent, sich das Leben gegenseitig schwer zu machen:
In der Deutschland AG tobt der Kampf um die letzten Arbeitsplätze. Fünf erbarmungswürdige Angestellte warten vor der TÜRZUMCHEF – im Vorzimmer der Hölle – auf ihren großen Auftritt beim Vorgesetzten:
Kretzky (Peter Northoff) – Siegertyp: Er ist sich sicher, dass die nächste Beförderung nur eine Frage der Zeit sein kann …
Hufschmidt (Heino Harms) – Alphatier mit Knirschschiene für die Zähne. Er hat es fast geschafft.
Schmitt (Heike Kalb) – Sie nimmt sich das Wochenende nur frei, wenn sie zu einem NLP-Erfolgs-Coaching-Seminar fährt.
Kristensen (Julia Mitwollen) – Sie ist die Einzige, die an die Geburtstage von Kollegen denkt. Sie glaubt immer noch, dass sich der Teamgeist auszahlt.
Und Kruse (Thomas Pahl)! Jedes Team freut sich, wenn es einen Kruse gibt, denn egal wie gedemütigt man sich selber fühlt – dank Kruse gibt es immer einen, der noch kleiner ist. Panikattacken hebt er sich für zuhause auf.
Die fünf haben alle noch ihren Job, sie hoffen auf Aufstiegsmöglichkeiten, sie fürchten ihre Kollegen und noch mehr den unsichtbaren allgegenwärtigen CHEF, hinter dessen Tür sich alles entscheidet. Wir sehen, was sie alles mit sich machen (lassen), um im Spiel zu bleiben, was sie sich einfallen lassen, um die Konkurrenten in den Höllenschlund zu schicken und wir sehen, wie sie sich vom Chef erniedrigen lassen, um den Job nicht zu verlieren.
Ein “unheimliches” Vergnügen, den Figuren dabei zuzusehen wie sie trotz “innerem Haltungsschaden” den aufrechten Gang üben.

Foto: t&w 
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