In seiner „klugen, erfolgreichen Neufassung“ (Frankfurter Rundschau) lässt Tom Lanoye die Handlung viel früher einsetzen als bei Euripides:
Medea ist eine junge Frau, die sich in einen Abenteurer aus der großen weiten Welt verliebt, der nach Kolchis kommt, um das Goldene Vlies zu erbeuten. Ihre Liebe ist so ungestüm, dass sie gegen sämtliche gute Sitten verstößt. Fine amour fou – und plötzlich versteht man, welche hohen Erwartungen auf dieser Liebe lasten.
Der zweite Teil spielt Jahre später, Medea und Jason haben zwei Söhne, und die Liebe hat dem Alltag nicht standgehalten. Ein moderner Geschlechterkampf, ein Ehekrieg, dem die Kinder zum Opfer fallen, aber in einer neuen Version, getötet von beiden Eltern, die sich in der Schuld wieder nahe sind.
Tom Lanoye schafft den Sprung in die Gegenwart, ohne die archaische Wucht der Vorlage preiszugeben: Die Konfrontation zwischen den beiden Kulturen legt er in die Sprache: Wenn die „Barbaren“ in Versen und die Griechen in flapsiger Prosa sprechen, zeigt das die ganze Ambivalenz unserer Auffassung von Zivilisation.
„Der Belgier Tom Lanoye erzählt die von Euripides über Grillparzer bis zu Heiner Müller geschätzte, tausendmal für die Bühne aufbereitete griechische Horrorstory von der Kindertotmacherin Medea auf kühle, schlüssige Art neu. MAMMA MEDEA ist ein furioses Drama über Fremdheit und Entfremdung. Ein modernes Melodram mit Migrationshintergrund, in dem Liebe eine böse Krankheit ist.“ (SPIEGEL Online)

Foto: t&w 
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